Piz Palü Bumilerpfeiler mit Direkteinstieg

Alls Simon mich fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm am Wochenende die Lauper-Route in der Eiger Nordostwand zu klettern, musste ich nicht lange überlegen. Schon lange schielte ich auf diese Tour zumal sie in dem Ruf steht, eine gute Vorbereitung auf die klassische Heckmaier-Führe zu sein. Ein langer Winter und dementsprechend auch Anfang Juli noch viel Schnee in den Bergen schienen für diesen Plan perfekt. Der Blick auf die Webcam zeigte eine tief verschneite Eigerflanke und ein strahlend weißes Lauperschild. Eigentlich prima Bedingungen für unser Vorhaben, war doch eine gute Schneelage ein Garant dafür, möglichst wenig Kontakt zum berüchtigten, abwärstgeschichteten und splittrigen Eigerfels zu haben.

So stand der Plan fest und der Rucksack wurde entsprechend unserer Prämisse auf light&fast abgespeckt und gepackt. Doch wie so oft kam es dann doch anders. Die für das Wochenende gemeldete 0°C-Grenze auf 4000m lies uns skeptisch werden, wir hatten Sorge, wenn wir nicht im Sulz bei Zustieg steckenblieben, dann doch spätestens im Lauperschild einer erheblichen Steinschlag- und Lawinengefahr ausgesetzt zu sein.

Einfach alles abblasen und ein gemütliches Wochenende am Badesee verbringen wollten wir aber beide nicht mehr, nachdem wir uns schon die ganze Woche über auf eine anspruchsvolle Tour eingestellt hatten. Also musste ein Plan B her. Den zu finden war jedoch nicht allzu schwer. Schon bei unserer gemeinsamen Winterbegehung des Spinaspfeilers am Piz Palü hatten wir immer wieder zum zentralen Pfeiler, dem Bumilerpfeiler, hinübergeschielt. So stand recht schnell fest, dass wir statt zum Eiger zum Palü fahren und uns dort am Bumilerpfeiler versuchen wollten. Da der Originaleinstieg dort jedoch das klettern unterhalb eines riesigen Hängegletschers erfordert, steht diese Tour, obwohl dort technisch unschwierig, im Ruf sehr gefährlich und von hohen objektiven Gefahren bedroht zu sein.

Da wir beide russisches Roulette beim Bergsteigen jedoch nicht besonders mögen, entschieden wir uns, die Tour auf dem Direkteinstieg anzugehen. Zwar ist dieser erheblich schwieriger als der klassische Einstieg, dafür aber weitgehend frei von der Gefahr, durch Eisschlag getroffen zu werden.

So fanden wir uns also Freitagsabends auf der Diavolezza wieder, wo wie in unmittelbarer Nähe zur Seilbahn einen schönen Biwakplatz vorfanden. Mit Blick auf unser morgiges Ziel versuchten wir früh ein bisschen Schlaf zu bekommen da der Wecker uns bereits um 01:40 Uhr wieder aus den Träumen reißen würde.

Nach einer kurzen Nacht machten wir uns in stockdunkler Nacht auf zum Einstieg des Bumilerpfeilers. Erst auf der Autobahnartig ausgetretenen Spur des Normalwegs, dann rechts abknickend, vorbeiquerend am Ostpfeiler fanden wir recht unproblematisch zu unserem Einstieg. Aufgrund der hohen Schneelage gestaltete sich auf die Überwindung des Bergschrunds relativ einfach, das erste kleine Schneefeld darüber machte jedoch wühlen im völlig aufgeweichten Schnee erforderlich und schürte unsere skeptisch ob der Eisverhältnisse im Ausstieg und auf dem Gipfeleisfeld.

Doch zuerst hieß es, den Felsteil des Direkteinstieges zu durchsteigen. Dieser wartete mit unglaublich brüchigem Fels und einer nicht direkt ersichtlichen Linienführung auf. Auch die Klettererei selbst gestaltete sich durchaus anspruchsvoll. Die ersten Seillängen kletterten wir im vereisten Fels noch mit Steigeisen, wechselten diese aber nach einer Weile gegen Bergschuhe. An einer völlig kompakten Platte ohne jegliche Sicherungsmöglichkeiten im Grad 6a waren wir glücklich, ein paar Kletterschuhe für den Vorsteiger eingepackt zu haben. Doch auch mit Kletterschuhen war diese Seillänge aufgrund eines nicht abzusichernden Runouts von 20 m weg vom Stand nicht zu unterschätzen.

Nach ca. 4 Stunden erreichten wir den mittleren Eisteil , wo auch der Originaleinstieg auf den Pfeiler trifft. Hier trafen wir westseitig perfekte Eisverhältnisse an und konnten so recht schnell am langen Seil zum zweiten Felsteil gelangen. Dieser bot nun im Gegensatz zum unteren Felsteil wunderschöne Kletterei in der Sonne mit Schwierigkeiten bis zum oberen 5. Grad. Oben angekommen stieg die Spannung, wie sich der Eisausstieg präsentieren würde. Doch entgegen unserer Befürchtungen präsentierte sich das Eis hier fest und kompakt, so das wir relativ rasch exakt um 14 Uhr auf dem Gipfel des Piz Palü standen und uns an den Abstieg machen konnten.

Ein wenig Eile war geboten, die letzte Bahn um 17 Uhr wollten wir unbedingt noch erwischen. Aufgrund einer riesigen Spur der Normalwegaspiranten ging der Abstieg jedoch sehr zügig und unproblematisch von statten und um 16 Uhr konnten wir auf der Terrasse der Diavolezza unser Tagwerk bewundern.

 

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